3/4tel Wienrundumadum 11/XVIII

 

Erster Tag in der verpflichtenden HS im proletarischen Simmering anno domini 1979: „Wos is Blada?“, „gusch Puttenzwerg!“. Ja wir waren uns auf Anhieb sympathisch und haben den Freundschaftsstatus: Lebenslänglich. Nach der Schulzeit verloren wir uns etwas aus den Augen, fanden uns aber immer wieder zwecks Feierlichkeiten, Motorradtouren, Lauftreffs und Ultraabenteuern. Letzteres beschränkt sich derweil ausschließlich auf WRU. 2x begleitete mich Martin am Rad durch Transdanubien; 1x ich ihn zu Fuß zur Halben G`schicht. Schon damals war ich beeindruckt, dass er ohne je einen Marathon (außer etliche Radmarathons) gefinished zu haben gleich über 60km lief. Heuer war noch ein Level höher angesagt.

 

 

Locker flockig tschörtelten wir in knapp 70min. ins Kahlenbergerdorf. Nach weiteren 25min. war die Nase bestiegen. Noch vor dem Kahlenberg zog Viktor erstmals an uns vorbei. Die deutlich sichtbare Gewichtsreduktion macht den „Wanderstöckler“ noch schneller. Ein paar Mal konnten wir ihn noch stellen, bald war er weg – Respekt. Wir schlugen ein gemächlicheres Tempo an. Gelegentlich massierte Martin seine Problemzonen. Bergablaufen goutierte sein Knie energisch. Werden wir das Gütenbachtor noch in der Karenzzeit erreichen?

 

 

 

Meine Family erwartete uns an der VP2. Schuhwechsel und Nachtadjustierung war angesagt. Mich beschlich ein mentales Tief. Zu viel Zeit für Kopfrechenspiele ließ mich had- und zaudern. Martins Befinden bereitete mir Sorge und ich beschwichtigte ihn, dass 47km mit zig Höhenmetern aller Ehre wert seien; wenn er wollte könnten wir aufhören. Da er auf jeden Fall finishen wollte, war das Thema ad acta. Oft ließ ich ihn vorne sein Tempo anschlagen und stellte mich darauf ein. „Wir finishen wie vor 2 Jahren gemeinsam; mach dir keine Gedanken; egal ob ich vielleicht etwas schneller könnte; wenn wir VP3 in Simmering vor 22:00 Uhr erreichen, haben wir genug Zeit (3:30Uhr) bis ins Ziel.

 

 

Im Park Richtung Bahnhof Liesing treffen wir auf einen konfusen 130er Einstockmarschierer aus Deutschland. Er kommt uns entgegen und meint wir wären im Kreis gelaufen. Das kostet Martin der die Strecke in – und auswendig kennt nur ein Schmunzeln. Eine Zeit lang begleitet uns der womöglich nachtblinde „Irrläufer“. An der Liesing verlieren wir ihn; gen Laaerberg taucht er aus dem Direttissimanichts auf ehe er wieder den Anschluss verliert. Was wohl aus dem wurde?

 

 

 

Auf Höhe meine alten Wohnadresse treffen wir zum wiederholten Mal heute auf Verena und Eugen. Das flippige Paar ist frisch vermählt und zelebriert dies im Halloween – Hochzeitsoutfit. Wir schließen uns für einige Kilometer zusammen und selbige vergehen weit kurzweiliger. Martin und ich suchen wieder unser „Wohlfühltempo“, wir werden die Beiden aber diesentages noch öfter sehen.

 

 

 

Meine Haxen sind soweit in Ordnung, einzig der Rucksackschmerz bringt mich der Verzweiflung nahe. Ungewohnt früh (seit km 30) pocht der Nageleinschläger vehement in und später durch Rauten- und Trapezmuskel. Je mehr ich das Übel akzeptiere um so fieser wird es. Ein unsichtbarer Speer durchbohrt meine Untergräten landeinwärts und ich kann nicht mehr durchatmen. Scheiß der Hund drauf, irgendwas is eh immer.

 

 

 

Eine halbe Stunde bevor die Labe vorm Krematorium Simmering (is nimma weit) schließt tue ich mich gütig an deren Ambrosia (irgendwann schmeckt einem sogar Wasser) während Martin einen Sockenwechsel vollzieht. Nach etwas holprigem Kaltstart machen wir uns an die Schlussetappe des 88km Bewerbes. Am Kraftwerk Freudenau (ein Hoch auf das Stiegengeländer) setzt Nebelreissen ein. Überhaupt fand das im Vorfeld angekündigte Schönwetter nicht statt; für ein derartiges Vorhaben war es jedoch ideal.

 

 

 

An der Steinspornbrücke weise ich Martin darauf hin, dass wenn wir rechts in die Lobau abbögen wir noch die Ganze G`schicht erledigen könnten, falls wir den fehlenden Marathon durchliefen. Okay ich gebe es zu, mit steigenden Unpässlichkeiten sinkt die Motivationsfähigkeit. Ein Radpatroullierer vom Veranstalter gibt uns Affen (Trauben-) Zucken. Keiner braucht ihn, aber inzwischen sind wir für jede Abwechslung dankbar.

 

 

 

Weit eher als gedacht trudeln wir kurz vor 1:00Uhr früh im Ziel ein. Knappe 16einhalb Stunden sind schwer in Ordnung angesichts der Umstände. Ich gratuliere meine Spezi und bin mächtig stolz (ja, auf andere kann ich sowas) auf ihn. Was für eine starke Willensleistung. Jetzt hat er seinen 2. Ultra angeschrieben und ich war abermals dabei. Viele liebe bekannte (Regina K., Martin W., Peter H., Thomas P., ...) Gesichter beglückwünschen uns.

 

Kurz nach uns trifft mein Lieblingsjungehepaar mit dem ultraleiwanden Styl ein. Er trägt sie auf Händen und so soll es sein.

 

 

 

 

Zum Glück fährt mein Junior unseren Wagen heimwärts und ich kann mich meinen Blessierchen ergeben. Das Hirnkino geht an, die Tageseindrücke flimmern dahin; werde ich meinen langjährigen Haberer auch noch zur ganzen G`schicht motivieren können, oder gar ... mich selber?

 

 

 

24h Lauf Irdning 06/XVIII

 

Nach 5jähriger Abstinenz gab ich mir Irdning noch einmal. Das Stelldichein der Ultralauffamilie war genial. Eine Runde ohne angefeuert zu werden – unmöglich. Die Stimmung von Läufern für Läufer war sehr leiwand und gegenseitig auf Wohlfühlmodus programmiert. In Summe war ich knapp 17h auf der Piste und musste nach einem 7h Powernapping ordentlich schwatteln um noch den 100er zu knacken. So wie auf der Personenwaage schaffte ich das relativ locker. Die negativen Eindrücke und Begleiterscheinungen spare ich aus, da sie mich künftig nicht mehr betreffen.

 

50km Wien 06/XVIII

Desaster in schwül.

 

 

Mein dritter Ultra über 50km sollte mit Abstand der langsamste werden. Dass PB (5:19h) bei seit Wochen angeschlagenen Hochsommergraden utopisch ist war mir klar. Sub 6 sollten aber drin sein. Von wegen; nach einer Stunde ereilte mich die 6d Balaton Nachwirkung. Keine Kraft, kein Saft, einfach nur erschöpft. Bis auf Blasenbildung im neuen HOKA keinerlei Wehwehchen – einfach nur platt, zerdrückt, marod. Schwere Beine als liefe ich auf Bitumen, oder Kaugummiuntergrund. Renate kredenzte mir nach 30km ein Cola Calypso, dass half so wie die kurzfristige Bewölkung am Heustadlwasser. Nach einem 20min. Warmregenguss war es ebenda unpackbar schwül und mein Kreislauf wanderte grat. 423min. für 50km flach --- der Gau. Positiv war die Vielzahl der Gesichtskontrollen mit echt vielen lieben Lauffreunden; dass allein war`s wert sich zu schinden. Und natürlich der gute Zweck!

 

6d EMU Race 05/XVIII

 

Die Atmosphäre beim 6d EMU Race am Campingplatz in Balatonfüred war neuartig, interessant und schön. Aus den entlegensten Ecken der Welt (freilich von uns aus betrachtet) kamen großartige Sportler und Menschen nach Ungarn um 6 Tage so viel als machbar zu laufen.

 

 

 

Um etwas Akklimatisierung zu erhaschen, reisten wir einen Tag vor dem Start an. Am Lauftag bekamen wir nach kurzer Regelkunde die Startunterlagen via Aufruf des Namens persönlich ausgehändigt. Ich merkte mir vorerst nur jene, die ich eh schon kannte – genau 4 Leute.

 

 

 

Noch einzeln den Chip getestet und um 12:00 ging`s los.

 

 

 

Der Rundkurs ist schnell auswendig gelernt und nun heißt es in den Flow zu kommen. Alle 923m kommt man an der Labe vorbei. Wenn man so wie ich die Nahrungsaufnahme zwecks Ablenkung und quasi zur Animation gebraucht, ist man schon ausgeliefert. Die kleinen Camping Bungalows entlang der Strecke sind bequem und mit allem Notwendigem ausgestattet. Ein Boxenstopp kostet kaum Zeit und man bleibt im Geschehen; so man will.

 

 

 

Einteilen kann sich jeder die 144h nach Gutdünken. Wer schläft verliert – in jedem Falle Lauf Zeit. Wer kommt besser mit heißen Tagen, schwülen Nächten, Müdigkeit, Monotonie und diversen Wehwehchen zurecht? Spreu und Weizen trennen sich sacht aber doch.

 

 

 

Eine kleine Steigung bei der großräumigen WC Anlage wird uns die Tage noch versüßen, davor geht es auf der Gegengeraden leicht bergab. Hier werden die meisten Laufkilometer abgespult. Nachts bleiben die Außenlichter der Bungalows an und die Strecke sieht stückelweise nach einer Flaniermeile im Wilden Westen aus.

 

 

 

An der Labe blieb kein Magen trocken. Ambrosia für das Läuferherz und glaubt mir, ich habe alles gekostet. Nur die gewässerten Fruchtsäfte waren eben sowenig mein Fall, wie gestrecktes Cola. Meine Crew versorgte mich aber ausreichend mit Energie Drinks.

 

 

 

Nach 48h hatte ich 175km auf der Habenseite. Echt ein schönes Spatzi auf die zielgesteckten 500. Mein Körper drehte aber nach 2 Tagen ab. In der Nacht konnte ich kaum Meter machen, weil ich trotz Koffein Hämmern hundemüde war. Das fast täglich benötigte Allergiekügelchen trug seiniges bei mich tiefgeblutdruckt zu halten. Durch die viel zu langen Schlafpausen schwollen meine Füße schon im Eventmodus an. Das war was komplett neues. Dicke Flossen ziehen die Blasen schön auseinander. In der linken Kniekehle schwoll derweil die Baker Zyste an. Tat weh beim gehen; beim laufen weniger – nur hallo – laufen? Hinzu kam, dass mich trotz der warmen Temperaturen 2 Nächte der Schüttelfrost ereilte. Fieber – dass hatte ich schon seit Jahren nicht mehr.

 

 

 

Während andere ihre Runden drehten spielte ich Skip Bo mit der Family - Crew; oder wir pokerten. Ich sah überhaupt kein Licht am Ende des Tunnels und wollte nur sein was ich eh war – fertig. Schönreden, Mittelzumzweckheiligsprechung, ... nix konnte mich neustarten und von Motivation war keine Spur.

 

 

 

Am Abschlusstag redete ich mir noch einmal gut zu, quälte meine malträtierten Füße in die uralten New Balance (was für eine Farce in meinem Zustand) und kofferte los. Die letzten dreieinhalb Stunden habe ich das gesamte Läuferfeld einige Male überrundet und mir ein Atomteilchen des Respektes zurück erkämpft, den ich über viele faule Stunden vor mir selbst verloren hatte.

 

 

 

Viele wackere Mitstreiter brachten überirdische Leistungen zu Stande und ich freute mich mit ihnen von Herzen mit. Meine Performance könnte kaum bescheidener sein und am liebsten hätte ich mein Ergebnis vom Elektroniktableau getilgt.

 

 

 

Mit einer Woche Abstand kann sagen: „Meine Wohlfühllaufschmerzgrenze endet nach/vor 48h. Was mich in 144h ereilte will ich dennoch nicht akzeptieren. Sämtliche Ansatz/Schwachpunkte welche ich lokalisierte kann ich verbessern. Ich mache es nicht noch einmal, weil es so leiwand war sondern weil ich weiß, dass ich es besser kann. Ich habe kein Problem damit unter Wert geschlagen zu werden, ich will mich aber nicht im Finsteren rasieren, weil ich mich selbst unter Wert geschlagen habe!“. Was ich aber zugeben muss, obgleich es mich ein Bisschen wurmt, ist dass mich Szeneikonen besser einschätzen als ich mich selbst. Damit lebe ich gerne und gratuliere – Chapeau.

 

 

 

12h Lauf Langenzersdorf - Seeschlacht

Übergangswetter war gestern, heute gibt es nur kalt oder warm. Sommerliche Temperaturen und vom Wind getragene Birkenpollenknäuel trugen das Ihrige bei, ich den massigen Rest. 2x zog es mich ins kühle Nass. Herrlich entspannt dümpelte ich die restlichen 10,5h gediegen meine Runden und genoss die Gesellschaft der tollen Ultralauf Family.  Carboloading mit Blickrichtung 6d Lauf in Balatonfüred funktioniert perfekt – siehe Beweisfoto.

 

Thermenmarathon Bad Füssing 02/XVIII

Ohne einen einzigen 2018er Lauftrainingskilometer aber mit 1335,444KM am Indoor Rower sowie läppischen 46 Hometrainer KM stellte ich mich heuer zum 2. Mal an einen Start. Im dichten Schneetreiben waren viele Unerschrockene nach Bad Füssing zum Thermenmarathon gekommen. Etliche mir bekannte aus der Szene gingen auf die 4ründige, manche auf die 2 Runden Reise. Die Belastungen der Jänner Ruder – Challenge machten sich nach 10KM bemerkbar. Ein Kreuzschmerz wanderte gesäßabwärts und verweilte hartnäckig im Ischias Sektor. Langsames Dahintschörteln war aber erträglich und so lief ich gediegenen Tempos durch. Einzig an den Laben gönnte ich mir Gehpausen zwecks Aufnahme des Brennstoffes. Im Ziel ließ ich es mir nicht nehmen mit meinem Laufkumpel Werner auf sein 200stes Langdistanz Finish auf Schusters Rappen anzustoßen. Chapeau!

 

Taunus Ultratrail 01/XVIII

Schon bei der Anreise via PKW schüttelte das Sturmtief Friederike unseren kleinen Italiener ordentlich durch. Der Trail gestaltete sich spektakulär. Die ersten 3 Stunden ging es gediegen durch hübsche Single Trail Abschnitte. Etwas Gatsch und viele liegende Bäume waren noch keine echte Challenge. Dass nach VP1 ab km 17 mein Tracker alles außer der Route anzeigte hingegen schon. Mit Gerhard bildete ich ein Duo. Wir verfranzten uns 4x, 2x davon gewaltig. Am Feldberg überraschte uns eine horrende Neuschneemenge. Oft verloren wir die Markierungen aus den Augen und navigieren war komplex. Der Schneefall wollte bis ins Ziel nicht mehr enden. Bei VP2 am km 34 stieg Gerhard aus, lieh mir aber seine Garmin. Zeitweise orientierte ich mich an den Fußspuren einiger MitstreiterInnen welche schnell vom Schneesturm verweht wurden. 10km vor dem Ende stand ich vor einem Problem in Form einer Barriere aus einem von Friederike gerodetem Wald, welcher den Weg unpassierbar machte. Über das Geäst turnend verlor ich viel Zeit und die letzte Orientierung. Andreas ging es ähnlich und wir schlossen uns für den Rest des Weges zusammen. In niederen Regionen zog es mir fast die Schuhe aus. Die Schlammtreter wurden an jedem Anstieg pulverschneegereinigt. Als die Dunkelheit hereinbrach, wurden die Abstiege abenteuerlich. 10:17h später war ich am Ausgangspunkt (Waldhotel Kelkheim) dieser Wintertour und fassungslos, so lange für die paar (51 + verlaufen + 1600hm) km benötigt zu haben. Dank den guten Organisation von Bert & Co, dem Unwetter tags zuvor und dem mächtigen Wintereinbruch war es summa summarum eine Challenge vom feinsten.

 

2024 Events:

23.03.2024

3h Lauf Lassee

13.04.2024

Hainburg Marsch 20km

04.05.2024

Mt. Everest Treppen

Marathon

8848 Höhenmeter in 24h

10.05.2024

24h Lauf Gols

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