Rauchwart Marathon 09/XXII

 

Eine wahrhaft peinliche Vorstellung

 

 

 

Das war wohl bis dato das Beschämendste was ich bei einem Marathon abgeliefert habe! Dabei fühlte ich mich bis zum Start pudelwohl; habe gut gefrühstückt (Red Bull, Striezel, ein Gel und Waldquelle Himbeere) und freute mich über „mein“ Wetter mit MP3 Berieselung. Schon am 1. Kilometer fühlte es sich dann gar nicht gut an. Meine Schultern waren arg verspannt, als hätte ich einen Sack Zement dabei. Die Extremitäten waren wie Blei gegossen. Ein Arthrose Schub? Mein Brustkorb war wie geschnürt und das Atmen komplex. Von den Schläfen -rückwerts hinter die Ohren verspürte ich einen Druckschmerz. Ich musste mich überwinden die erste Runde mit lächerlichen 2 Komma irgendwas Kilometern durchzulaufen. War ich zu schnell gestartet? Wohl kaum; die Uhr zeigte 7min./km und ich hatte längst die rote Laterne. Als ich auf gehen um switchte flimmerte das Bild. „Was ist mit meinem Kreislauf los?“, fragte ich mich und versuchte immer wieder zu laufen. Langsam wieder in Tritt kommen und ein machbares Tempo finden, lautete die Devise aber es gelang nicht. Selbst beim flotten marschieren tat mir allerhand weh. Es zog im Kreuz und im Magen – Darm Trakt rumorte es bedenklich. „Soll das ein Witz sein? Träume ich bloß schlecht? Was geht da ab?“ Ich wollte nicht aufgeben, aber machte das so einen Sinn? In der 3. Runde hätte ich mich fast vergangen. In der 4. dann tatsächlich. Fast im See stehend merkte ich meinen Fauxpas. Einige Anläufe gab ich mir noch allesamt mit dem gleichen Resultat: „Es geht heute einfach nicht!“ Warum? Keine Ahnung. Für den Viertelmarathon benötigte ich sagenhafte 90 Minuten und die waren ein Kampf. Für einen vernünftigen Ausgang diese „Laufes“ fehlte mir die Phantasie. Ich meldete mich ab und verstand nicht, was da gerade passiert war. Urplötzlich ging es mir auf der Heimfahrt wieder gut. Was immer in meinem Körper los war, ich spürte es nur beim Laufen. Schade um das tolle Laufwetter und um die womöglich letzte Gelegenheit in Rauchwart zu reüssieren. Vielleicht ist es an der Zeit für ein anderes Hobby. Garteln z. B. ; da kann ich nette Ergebnisse verbuchen wie man an der jüngsten Zucchini mit 1750g sehen kann.

 

 

Geschriebenstein Roas 09/XXII

2013 las ich einen humorigen Bericht von einem Lauffreund und zig fachen Eventorganisator aus Oberwart in dem er seine Reise um den Geschriebenstein schilderte. Am Start wurden ihm damals Hammer, Nagel und ein Hinweisschild zur Montage an einer kritischen Stelle ausgehändigt; da er eh ortskundig sei, ersuchte man ihn um Anbringung. Mir war klar, dass ich diese Runde durchs südburgenländisch – ungarische Grenzgebiet auch Mal machen werde. Es sollten noch 9 Jahre ins Land ziehen, ehe es endlich terminlich passte. Fast hätte ich heuer gar nicht daran gedacht, bis ich auf FB drüber stolperte. Wie ich las, dass Karin auch gerne dabei wäre, die Anreise mit Öffis zum Start in Rechnitz im Morgengrauen aber nicht machbar ist, bot ich ihr meinen Beifahrersitz an.

Vorsichtshalber stellte ich den Wecker auf 01:45, wachte aber von allein um 01:40 auf. Zwar hatte ich meine sieben Zwetschken am Vorabend bereitgelegt, fand aber meine treuen Goretex Geländetreter nirgends. Im Gartenschuppen wurde ich fündig. Scheinbar haben sie mir im Haus nach der letzten Tour zu sehr gestunken. Um 02:15 fuhr ich los. Es herrschte ein ziemliches Unwetter und das viele Wasser bremste mich etwas ein, sodass ich 2min. verspätet bei Karin auftauchte.

Kurz vor Lockenhaus führte uns das Navi in die Irre und wieder zu jenem Punkt von welchem es uns wegleitete! Früher amüsierten mich Berichte wo irregeleitete Autofahrer auf der Langlaufloipe strandeten; heute wundert es mich nimma, wenn einem so ein „Hilfsmittel“ zum Geisterfahrer macht.

Früher als gedacht parkten wir vor der Feuerwehr in Rechnitz ein und holten unsere Startunterlagen. Nach einer kurzen offiziellen Einweisung starteten wir in die Nacht. Der Himmel klarte auf und der Mond leuchtete uns den Weg. Karins Bedenken von Wegen sie würde mich womöglich aufhalten zerstreute ich. „Wir machen das unisono – ich habe es nicht eilig – es dauert so lange es dauert.“ Schnell pendelten wir uns bei einem für uns geeigneten Tempo ein. Im Nu erreichten wir die erste Kontrollstation. Die Labe war reichlich gedeckt um 372 Wanderer zu stärken. So frisch es am Start noch war, nun hatte ich längst Betriebstemperatur und meine Jacke trug ich für die Restzeit als Gürtel. Es folgte der Abschnitt mit den meisten Höhenmetern. Diesmal hatte ich Stöcke (auf der Rax hätte ich sie unlängst brauchen können) dabei, packte sie aber nicht aus, sondern trug sie knapp 12h spazieren. Das Attribut „schwierig“ in der Beschreibung bezieht sich wohl einzig auf die Streckenlänge. Auf- und Abstiege verlaufen doch recht gediegen.

Noch hatte es Population auf der Route und es bedurfte keinem Blick auf die Karte welche sich meine Begleiterin auf ihre Uhr lud. Viele Eindrücke visueller oder aromatischer Natur verschönten uns den Samstag.

 

Und wie wir so fröhlich über Gott und die Welt plaudern haben wir den 2ten von insgesamt 7 Kontroll- und Energietankpunkten passiert. Eigentlich habe ich kaum Appetit, schiebe aber ein Brot mit Verhacktem rein und spüle mit gespritztem Traubensaft nach. Inzwischen hat die Sonne schon Kraft und wir fragen uns, ob der Wetterbericht gewürfelt wurde. Von kühl und wechselhaft sind wir weit entfernt. Tendenziell eher Richtung Kaiserwetter. Am folgenden Radwegabschnitt war es fast drückend, wäre nicht ein leichtes Lüfterl aufgekeimt.

Wir wandern zügig dahin und haben uns allerhand zu erzählen, wo wir uns ja während der letzten 40 Jahre kaum gesehen haben. Nach kurzer Stärkung in Lockenhaus lassen wir die Burg (eine Dame schaut in ihre Richtung und wir fragen sie nach dem Namen der Festung – Lockenhaus entgegnete sie uns und meinte wir hätte das wohl gewusst und sie nur testen wollen – Staatsbürgerkundetest quasi) rechts liegen und schotterten um einen Teich in beschaulicher Gegend. Bislang hat es uns fast überall gut gefallen. Das Teilnehmerfeld hat sich indes gelichtet (… „ da sind andere lang gegangen“ weisen uns 2 pausierende Radler den Weg und fragen uns, ob wir den Jakobsweg beschreiten?) und wir suchen den grünen (an Bäumen, Masten und Zäunen) oder weißen (Boden) Wanderwichtel zwecks Orientierung. Auf relativ schmalen Wegen und Straßen ist das kein Problem, in Dörfern und Städten mitunter eine Challenge ob der Weitläufigkeit und vielen Eindrücke. Karin vertraut ihrer Uhr und ich ihr. Sie ist meine Guide, meine Sherpa. Usuell schaue ich mir kaum Pläne an und hänge mich lieber an ortskundigen oder besser vorbereiteten an.

Bei Checkpoint 4 in Rattersdorf bei der Hubertuskapelle zwinge ich mir ein Stückchen Kuchen, ein Soletti und eine Mannerschnitte in die Figur. Angeblich sind erst 30 Teilnehmer vor uns hier durchgekommen. Das kann ich mir kaum vorstellen, kann aber nicht abschätzen, wieviel womöglich frühzeitig ausgestiegen sind. Theoretisch kann man an jedem Punkt aufhören und sich abholen lassen. Das fällt uns wohl kaum ein und wir reisen weiter durch einen schönen Waldabschnitt wo Gänsemarsch am schmalen Pfad angesagt ist. Kein Problem, wir sind nur zu dritt – angehängt an eine Steirerin die in Wien lebt.

Mittlerweile bewegen wir uns auf ungarischem Staatsgebiet. Da wo mancherorts der Wald verfliest ist, mit Naturfuge. Der nächste Zivilisationspunkt ist Köszeg. Im Zentrum recht schön aber im Außenbezirk… na sagen wir Mal „wildromantisch“. Komischer Weise tun mir beim langen gehen eher die Füße weh, als beim Laufen. Die frischen Socken im ausgehärtetem Wanderschuh reiben leicht, da meine Füße unterwegs stets dünner werden. Habe schon einiges probiert – zuletzt zog ich nach einigen Stunden ein zweites Paar Strümpfe an – aber finde kein probates Mittel. Nach gut 9h on the Road trübt sich der Himmel ein und es beginnt tatsächlich kurz zu regnen. Es wir rasch schwül aber noch angenehm. Wir staunen über den Kontrast zwischen wunderschönen Häusern und Bruchbuden in dieser Region.

Abermals biegen wir in ein Waldstück ab. Der Himmel färbt sich wieder blau und der feuchte Boden dampft uns den Weg. Kurz vor der 6ten Station in Cak bei der Kellerreihe wo ich mich mit einem Gel und Flüssigkeiten begnüge meinten wir uns vergangen zu haben. Die Nachfolgenden versicherten uns allerdings die Richtigkeit des eingeschlagenen Pfades. „Folget dem Mann mit dem Rucksack der aussieht wie ein Weihnachtsmann!“ Maximal Weihnachtswichtel. An dieser Labe ist kaum noch etwas los. Rasch ziehen wir weiter. Hier ist es irgendwie unwirtlich. Mag vielleicht am Auspuffgeruch der Motorsense liegen, oder am abgelenkten LKW-Fahrer mit dem Handy am Ohr auf der Strecke.

Von Velem nach Bozsok verläuft der letzte Waldabschnitt und wir verkoffern uns zum ersten Mal. Wir landen an einer Wildfutterstelle und befinden uns in einer Sackgasse. Karin ist das peinlich und mir wurscht. Ich bin zwar kein Juhu-Zusatzkilometer Typ, aber was soll`s. Nach meinem im Auto hat sich nun auch ihr Navi am Handgelenk vergaloppiert. Den Wanderwichtel finden wir erst nach der Kreuzung wo wir zuvor falsch abbogen an einem Baum. Es folgt ein Donnergrollen und eine ordentliche Dusche. Während das "Rotcapechen" vor mir durch den Gatsch wandert, genieße ich die willkommene Abkühlung. In Bozsok werden wir zum vorletzen Mal nach unserer Startnummer gefragt. Wir stellen uns beide ein Flascherl Cola rein und machen uns auf die übrigen 4,5km bis ins Ziel.

Bis auf einen kleinen Traktor mit Hänger worauf eine ungarische Combo musizierte gestaltet sich dieser Abschnitt eher trostlos. Auf der Bundesstraße entlang zieht sich der Weg über die Staatsgrenze zum Ausgangspunkt in Rechnitz. Meine Garmin signalisiert low battery! Offenbar ist der Akku lediglich für 12 aktive Stunden konzipiert. Punktlandung. Flotten Schrittes marschieren wir endlich bei der Feuerwehr ein. Geschätzt 25 Leute sind noch oder schon da und beglückwünschen uns zur erfolgreichen Roas um des Burgenlandes höchsten Berg. Es gibt Medaillen, Urkunden, Bandanas und Erinnerungsfotos ehe wir wieder nach Hause fahren.

 

Im Auto ließen wir einige Passagen Revue passieren und gingen dacore, dass es eine rundum gelungene Veranstaltung war. Lediglich die elendslange Zielgerade war entbehrlich oder laut Karin: „nicht so prickelnd“. Ich dachte wir würden vom Faludital über der Badesee Richtung Rechnitz kommen. Da wäre die Schleife wohl zu lang und keine richtige Runde mehr.

 

Fazit: €30,- sind ein wahrlich kleiner Unkostenbeitrag für dieses nette Erlebnis. Man muss nicht verhungern oder verdursten und kann nicht verloren gehen. Durchgehen flach ist im Burgenland wohl nur der Neusiedlersee. Wanderstöcke, Reisepass, Grüner Pass, Impfpass, Stirnlampen und 4 Gels waren an Bord , blieben aber unbenutzt. Auch auf so einer vergleichsweise kurzen Utratour kann ich mir eine Blase an der kleinen Zehe einheimsen. 

10in10 Bad Blumau 07/XXII

10 Marathons in 10 aufeinanderfolgenden Tagen. Ist das gescheit? Nein, aber interessant wie der Körper reagiert, wenn man sich der nach einem so langen Lauf um die Regeneration bringt. 2015 und 2017 gab ich mir diese Selbstmalträtierung und dachte je, dass mache ich nicht noch einmal. Falsch gedacht.

Leider vermochte ich nicht meine gute Form von vor 2 Jahren zu konservieren. Seit der Gallengeschichte 2021 komme ich (noch) nicht zu einer Figur, welche mich leichter laufen ließe. So starte ich mit 106kg körpereigenem Marschgepäck beim 1. Marathon. Eigentlich meinte ich die 8h Ziel Zeit würden mich nicht tangieren, doch 6:44h (es sollte mein langsamster bleiben) waren doch ernüchternd. Bei vorherrschender Hitze irritierte selbst flottes gehen meinen Kreislauf. Der Wasserver- und Gebrauch war abartig.

Beim 2. Marathon hatte es angenehme Gesellschaft in Form der 24h Läufer. Kurze Plauscherln mit den üblichen Verdächtigen machten die Strapazen kurzweiliger. In Summe war es 20min. weniger heiß als gestern.

Am 3. Tag erwachte ich mit einem Gichtanfall im linken Großzehengelenk. Es war eingesteift und nicht abzubiegen. Die wiegende Bewegung im Laufschuh funktionierte aber und nach einer knappen Stunde lies der Schmerz (täglich) nach. Viel Branntwein vom holzhackenden Franz wurde eingerieben und kalte Getränkedosen aufgelegt. Das zugeführte Magnesium verbrannte wohl ob der Hitze zu schnell im Körper. Nachts ereilten mich Krämpfe in allerhand Muskeln. Nachdem ich währen der Läufe ein paar Schlucke selbstgemischtes Salzwasser trank, war der nächtliche Spuk vorbei. Ja das Zeug schmeckte grauslich, aber es half. Einige um 22:00 Uhr gestartete 12h Läufer und die noch am Kurs befindlichen 24h Recken waren schon angezählt und somit war ich erstmalig auf der Überholspur und mit Motivation beauftragt.

Der kleinen (1km+) Dorf- und Campingparkrunde konnte ich wenig abgewinnen. Ab dem 4. Tag ging es (nach einer Prologrunde) über die große Schleife (4,5km+) nach Schwarzmannshofen und durch die Therme. An deren Labe freute ich mich Runde für Runde (und es waren 9 an der Zahl) auf das eisgekühlte Minzewasser. Eine atemberaubende Erfrischung und das einzige Wasser welches mir mundet. Diese Strecke ist anspruchsvoller und mit kleinen „Nettigkeiten“ gespickt. Dennoch fand ich hier mein besseres Tempo und wurde stetig schneller.

Nach einem Regenguss war es dampfig auf der Strecke. Somit mutierte #5 zum Saunaaufgussmarathon. 6:09h war die bis dato niedrigste Marke auf der bedingungslosen Uhr der Zeitnehmung. Mit dem teils gatschigem Terrain hatten manche Probleme; mir taugte es dank Asics Trail und Gamaschen. Nicht ein Kieselsteinchen verirrte sich über die 62:39h in meine Schuhe.

Bislang gab es noch keinen Tag wo mich nicht ein Tief beschlich. Meistens knapp nach 2 Stunden bis vor die Halbmarathondistanz hatte ich oft arge Motivationsprobleme und wollte den Hut draufhauen. Heute machte mir zudem der frische Mäh- Staub zu schaffen. Meine Lunge pfiff und ich kam schlecht voran. 6:32h waren gleichbedeutend mit dem zweitlangsamsten Lauf dieser 10er Serie.

Ein Highligt war das Eis, welches mir Renate täglich irgendwo, irgendwann an der Strecke zureichte. Unfassbar wie gut ein Calippo Cola schmecken kann, wenn man auf Reserve unterwegs ist!

Tag 7; 2x grollte es heftig. Zuerst in der 3. Runde in meinem Darm. Ein Klo Gang während einem Lauf ist sehr ungewöhnlich für mich. Im WC – Container war es stockdunkel und das „Geschäft“ wurde zur Challenge. Einen nassgeschwitzten Lauf Body aus- und anziehen erfordert Kampfgeist. Die Möglichkeit heute endlich Mal sub 6 zu finishen habe ich wortwörtlich verschissen. Bei km 31 (für mich) grollte der Himmel böse und schlagartig lief ich knöcheltief durchs Nass. Die Felder waren mit den Wassermassen überfordert und die getränkte Erde ergoss sich über die Wege. Da blieb auch mein Goretex nicht trocken und ich trottete feuchten Fußes durchs Unwetter. Megaleiwand gestimmt tschörtelte ich abermals nach 6:09h durchs Ziel.

Mittlerweile hatte ich mir 2 Blasen eingehandelt. Beide rechts; eine um den großen Zeh und die Andere außen an der Ferse. Sie waren klein und hart. Ich konnte sie nur anpecken aber nicht gänzlich entsaften. Beim Laufen störten sie mich aber kaum. Der Gicht Zeh links funktionierte wieder nach gewohnter Manier. So wollte ich die Nummer 8 mit einem Fünfer vorne ins Ziel bringen. Der Schütterer gestern brachte angenehme Temperatur und ich war voll Tatendrang. 5:38h stellten mich sehr zufrieden. Nur der Wolf, den mir zu dicke Ränder an der Unterflack bescherten trübte meine Euphorie etwas.

Müdigkeit machte sich breit in meinem Körper. Das Anlaufen am Start gestaltete sich mühsam und erst nach 1-2km wirkte die Schwungmasse. Während ich im Schmerz fad vor mich hingondelte ließ ich die Tage, Eindrücke und Empfindungen revuepassieren. Es war ein eigenartiges Gefühl in einer leichten Trance irgendwie neben mir zu laufen. Eine Kollegin und ein Kollege waren ziemlich gleich schnell auf der Piste und wir überholten uns die letzten 3 Runden immer wieder gegenseitig. Der Beschluss für ein 3er Finish war gefasst und nach 6:11h hielten wir uns über die Finisher Line an den Händen. Das machte Laune und war fast so cool wie ein Calippo. Just heute gab es im Ziel ein Buffet mit Spezialitäten aus Bergamo wo wir mit Lauffreunden zum Abendessen verabredet waren. Was blieb mir also anderes übrig als 2 Mal reinzuhauen?

10. Juli 2022, der letzte Marathon stand an. 2 Damen und 14 Herren hatten noch die Möglichkeit alle 10 42,195er zu bewältigen. Und sie taten es auch. Vor 5 Jahren schafften es 12. Viele Verrückte gibt es scheinbar nicht hierzulande zumal Italien, die Schweiz, Indien und Deutschland mit von der Partie war. Leider gab es die letzten Tage immer wieder Ausfälle von arrivierten Läufern zu bedauern. Nun stand ich zum 10 Mal en suite am Start und dachte mir: „Es ist eh nur ein Marathon.“. 15°C waren heuer mit Abstand die niedrigste Morgentemperatur im Juli in Bad Blumau. Nach einigen Shakehands lief ich MP3 berieselt los. Bald fühlte es sich leicht an. Der Muskelkater war passee; sämtliche Befindlichkeiten unterjocht. An der Thermenlabe gab es immer neue Kuchen und ich probierte sie alle. Auch wenn ich trocken im Mund war und nix zum einspeicheln hatte – mit einem großen Becher Cola flutschte es gen Magen. Ein paar langsamere Läufer waren schon 2 Stunden länger auf dem Kurs. Der Veranstalter wollte ein pünktliches Finish damit alle bei der Siegerehrung teilnehmen konnten. Von dieser Möglichkeit wusste ich nichts, finde sie auch nicht korrekt - weil wettbewerbsverzerrend - und hätte sie nicht in Anspruch genommen. Sei`s drum, ich hatte einen guten Tag und fühlte mich nach dieser Tortur Tour erstaunlich fit was sich mit 5:52h zu Buche schlug. Jedem Läufer wurde für die letzten Meter seine Landesfahne gereicht und im Ziel wurde ihm am Banner gebührend gehuldigt.

Frisch geduscht genoss ich noch die Siegerehrung. Jeder der das geschafft hatte strahlte Zufriedenheit aus. Usuell kamen in mir keinerlei Glücksgefühle oder gar Stolz auf, aber ich war froh diese Reise abermals gewagt und positiv beendet zu haben. Danke allen vom MSC Rogner Bad Blumau für diese Möglichkeit mich selbst derart zu geißeln und Spendenkilometer zu sammeln. Danke Wettergott für 2 kühle Lauftage und ein Dank an meinen Kopf, dass er meinem Körper -der wahrlich nicht für diesen Sport konzipiert ist- so eine Leistung abrang!

 

 

 

Golser Ultralauftage 05/XXII

Gols XXII

 

 

 

Pandemie bedingt war über die vergangenen 2 Jahre Sense mit Ultraläufen bei den Golseranern; heuer war es wieder soweit. Ich werde nimmermüde zu erwähnen, dass die Läufe von Läufern für Läufer die Leiwandsten sind. Bei Magdalena und ihrem Team ist das oberste Gebot, dass sich der Läufer und sein weibliches Pendant wohl, behütet und geborgen fühlen. Bereits im Vorfeld freute ich mich auf ein Wiedersehen mit den Szeneikonen und es gibt in Wahrheit keine Anderen! Aufs Laufen selber hielt sich meine Euphorie -formbedingt- bedeckt.

 

 

 

Bereits am Donnerstag checkte Jim Beam mit uns im Birkenhof ein. Und weil ich des Öfteren gefragt wurde kann ich nun folgendes mitteilen. Für 4 Übernachtungen zahlen 1 Hund (Größe sekundär) + 2 Personen (190 + 157,5 cm) mit Frühstück (und das kann was) inkl. 1 Fl. Chardonnay 528 Euronen! Zum 5ten Mal residierten wir hier anlässlich der Golser Ultralauftage und es war immer alles pipifein.

 

 

 

Freitag früh gegen 9:00 holte ich mir die Start #. Dem freudigen Endlichwiedertreffen nach gelegentlich zu langer Abstinenz folgten auch ernüchternde Berichte über Erkrankungen, Verletzungen, Lebenseinschnitte und Todesnachrichten. Kurz sah ich schwarzweiß durch meine ultrarosarote Brille aber beim Anblick der stärksten Fraktion -der allesamt liebenswerten ReckInnen- vom ULT Heustadlwasser vergrünte sich meine Optik.

 

 

 

Fast hätte ich den Start verpasst (a nix Neich`s fian Pseudoläufer) weil mein Chipband defekt war. Wie ich so dem kleinen aber feinem Teilnehmerfeld nach trottete beschlich die Realität mein Bewusstsein. Normaler Weise hatte ich zu diesem Zeitpunkt im Jahr einige kurze Läufe, Marathons und den ein oder anderen Ultra in der Figur; heuer ... Nix ... bis auf ein Paar ausgedehnte Spaziergänge mit Jimmy. Wie und wann wird das Abenteuer diesmal enden? Wie weit werde die Füße meine 5 über UHU Kilo tragen? Planlos dampfte ich in die einzige Gewissheit des ersten Tages: „Es wird warm, sehr warm!“.

 

 

 

Bereits nach knapp 5 Stunden brauchte ich ein Service. Am linken Oberarm rieb ich mir innen einen kleinen Wolf. Dusche, Vaseline Creme aufs Wehwehchen, ein Triathlontrikot aufgeschraubt und weiter ging es. Und es ging, denn laufen zehrte mir arg an der Kraft und es war noch eine lange Reise. Die aufgezogene Sonnenschutzcreme rann im Schwitze des Gefechtes von Dannen und bot wenig Gegenwehr angesichts der Sonne. Stündlich sah ich mehr wie mein eigener Gastarbeiter aus.

 

 

 

Das Krötengequacke in der Nacht ist ohrenbetäubend. Zuvor erzählte mir Manuela P. sie hätte ihren Froschmann hier ausgewildert, weil er ein Weibchen suchte! In dem Park - Tümpel geht es zu wie in einem französischem Haubenlokalsuppenkochtopf. Es mangelt am natürlichem Fressfeind, dem Storch. An der Labestation hatte u. A. Johann T. Nachtschicht, was mich sehr freute, da ich diesen Weggefährten über viele Ultrakilometer sehr gerne mag. Nächste Nacht folgt der kleine Erdbeerweingau.

 

 

 

Kaum elf Stunden on the Road bedarf ich der 2. Dusche und abermaligem Tapetenwechsel. Geht sich das mit der mitgenommenen Wäsche aus? Locker, allerdings wird eine Unterhose eine Doppelrolle bekleiden. „Einen Kaffee bitte.“, höre ich mich sagen. Ebenso wie Wasser nehme ich das Bohnenraffinerat nur bei Läufen zu mir. Ich liebe den Geruch, kann aber dem Geschmack nichts abgewinnen. Er schmeckt grausbitterlich, aber wirkt und hält mich im Wachzustand.

 

 

 

Der Morgen graut und mir auch. Trotz aller Fantasie fehlt mir die Vorstellung eines adäquaten Finishs. 200 habe ich jedes Mal in Gols gebracht. Mein aktueller Untrainingszustand und das mentale Tief -welches den Turbulenzen im Dienst der letzten 3einhalb Jahre geschuldet ist- lassen mich zaudern. Hadern wäre besser; vor 2 Jahren brachte ich mich just in den ersten Corona Wirren gut in Form und wollte die Welt fressen. Gerade fühle ich mich alt, fett und lahm.

 

Nach 20 Stunden absolvierte ich den 3. Boxenstopp. So viele Höhenmeter machte ich dieserorts (Zimmer im 2. Stock) noch nie. Mit einem Toast in der Lätschen hatschte ich auf die 6h Läufer wartend dahin. Als mich mein Filius einholte lief ich gut eine Stunde mit ihm in meine Ungewissheit. Mir wurde es diesmal zu hell. Ich machte zwar kurze Pausen, nappte aber noch keine Power. Anstatt mit meinem braven Sohn Runden zu sammeln gab ich mir gen 14:00 Dusche #4 und ging für 4h schlafen.

 

 

18:00 Uhr und ich stehe da im nächsten Läufer Kostüm. Es gibt Fleischleibchen mit Erdäpfelpürree doch ich habe keine Lust auf ... Nix. Wow bin ich marode. Durch meine Arschbacken läuft Eiswasser und in meiner linken Hüfte zieht es, als wäre irgendwo ein Fenster offen. Abermals laufe ich nicht. In der vergangenen Nacht war ich lang/lang unterwegs. Die Pollen juckten auf der feuchten Haut; ich schmierte mich nach dem Baden ein und bedeckte die irritierten Stellen. Plan habe ich immer noch keinen. Ein Bein vor das Andere bis , ... ja bis was eigentlich?

 

 

 

Um 22:00 folgt der letzte Richtungswechsel. Noch einmal kurze Gesichtskontrolle mit meinen MitstreiterInnen. Im Laufe der Stunden wird man ja dankbar für jedwede Abwechslung und sei es nur eine fabrizierte Begegnungszone. Nun halte ich nach 36h bei 150km. Das heißt 50 pro 12h. Bedeutet für 200 bedarf es noch einmal 50. Wie soll i des machen? Meine Haxen brennen stückelweise wie Sau! Jim Beam verkroch sich unter seiner Decke als ich mir die 3 Blutblasen aufgestochen und ausgedrückt habe. Hirngespinstete 200 waren hier noch nie so weit und taten nie annähernd weh.

 

 

 

Am Fußballstadionplatz steppt der Bär. Zuerst ein lokales Match, dann CL Public Viewing und der ein oder andere hochprozentige Beischlafantrag. Die Frösche sind chancenlos. Ein Paar Übriggebliebene grölen gegen 02:00 mir fremdartiges Liedgut. „Streichel mir die Wampe – nimm ihn in den Mund du Schlampe – nie mehr 2. Liga – Schalke Null Vier!“ Somit wäre der Bildungsauftrag für dieses Wochenende auch erledigt und 3h „Cordula Grün“ von 2019 intellektuell getoppt.

 

 

 

„Wos is des in dera Floschn?“ „A Erdbeerwein.“ erwiderte Hans. „Der is oba ur siaß, oiso hau da glei a Stamperl Schnops noch!“ Das Achterl schmeckte vorzüglich, schläferte mich allerdings flott ein. Der malträtierte Organismus saugt wie ein Schwamm. Ein „schmackhafter“ Kaffee und ein Red Bull schärften meine müden Sinne und ich rettete mich in den letzten Abschnitt.

 

 

 

Renate drehte in dieser lauen Nacht ein Paar Runden mit dem Hündchen und mir. Ich holte mir das vom Abend übrig gebliebene Fleischlaberl und teilte es mir mit Jimmy über eine Runde. „Leckerlispender“ heißt mich sein Frauchen des Öfteren.

 

 

 

Plauderbegleitung tut narrisch gut und lenkt von allerhand Befindlichkeiten ab. Peter & Manuela R. und Andreas B. halfen mir im letzten Viertel durchs Jammertal. Alleine wollte ich oft das Hangerl werfen und konnte mich nur noch mit dem guten Zweck motivieren. Ja es ist die Hölle, aber es ist bald vorbei und wirklich arme Kreaturen leiden unverschuldet weiter.

 

 

 

Immer häufiger setzte ich mich hin und streckte die Beine hoch. Meine Flossen pochten mir ihr Blut vehement durchs Schmerzzentrum. Es gibt ja zumal diese Situation, wo klar erscheint, dass sich ein Ziel realisieren lässt. Diesmal wollte dieser Zeitpunkt nicht kommen. Theoretisch konnte der 200er fallen aber kein Ausgang war in Stein gemeiselt - das Fundament stand auf dünnem Eis und jeden Moment könnte ...; Scheibe, war ich kaputt. „Hin wie (schon manchmal) nie“ quasi.

 

 

 

Als abermals die Sonne das Firmament erstrahlen ließ war es wieder Mal soweit; ich konnte nimma hatschen. Mein Fußgewölbe verspannte sich beidseitig. Pseudoläufertypisch werden meine Hände während solcher Strapazen dick und meine Füße immer dünner als würden die Schuhe wachsen. (über die Tage nehmen die Hände wieder Normalform an und die Füße sehen aus wie jene vom Fred Feuerstein) Trotz 2 Sockenschichten schwamm ich in den Schuhen und fand kaum noch geschmeidigen Halt. Also blieb nur noch eine Konsequenz – laufen.

 

 

 

Wenn Gehen nicht mehr möglich ist, läuft man halt. Klingt einfach aber bei Gott – es ist beinhart. Die Runden werden immer länger, je schneller man unterwegs ist. Man bewegt sich am Limit und doch in Zeitlupe durchs eigene Feuer der Sinnsuche. Ich dachte an mein Herzprojekt und schwankte zwischen Not und Wendigkeit. Der flüssige heiße Käse spritzte mir aus dem Toast auf Arme, Beine und ins Gesicht. Ich war dankbar für die Abwechslung, dass einmal die Pein wo anders als in den Füßen stattfand.

 

 

 

Durch die Laufeinlage verschoben sich etwaige über Stunden hirnjonglierte Berechnungen und die 200 waren 1,5h vor Ablauf der Zeit geschafft. Die letzte Runde riss ich den Kilometer in 6:08min. runter und wollt weggebeamt sein. Umgehend beendete ich dieses Körperfiasko und bat mir den Chip vom Arm zu schneiden. Das verstanden nicht Alle, warum ich die Restzeit herschenkte aber in Wahrheit habe ich gar Nix verschenkt oder gar verloren sondern Alles gewonnen!

 

 

 

 

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